„Ich habe keine Angst vor dem Sterben, ich will nur nicht dabei sein, wenn es passiert“ (Woody Allen)
Zur Aufführung der Künstlergruppe Boxberg-Kleingemünd zum Thema Altern im Bürgerhaus Emmertsgrund
Zum zweiten Mal lud die Künstlergruppe Boxberg-Kleingemünd ein zu einem Programm, das bereits im März unter dem augenzwinkernden Titel „Das Ende naht, aber der letzte Vorhang klemmt noch“ im Boxberg aufgeführt wurde. Im Bürgerhaus Emmertsgrund erlebte das zahlreich erschienene Publikum eine abwechslungsreiche Kombination aus Literatur und Musik, die das Thema Alter – Älterwerden – Tod auf unterschiedliche Weise beleuchtete, von heiterer Gelassenheit bis hin zu ernsthafter Konfrontation mit der Wahrheit. Weitere Auftritte sind in Planung. Im Interview mit der Boxbergerin Siggi Püschel erfuhr die Em-Box, wie die Gruppe auf das Thema kam und welche Stolpersteine bei Proben und Aufführungen zu überwinden waren.
Wer macht in eurer Gruppe mit?
Unsere Gruppe besteht aus zwei Musikern, Hedy und Holly Holleber aus Neckargemünd, und drei Sprechern, meinem Mann Friedemann Büschel, Mika Barton und ich, die auch singen müssen! Ich kenne Holly schon seit 40 Jahren und habe mit ihm am Adolf-Schmitthenner-Gymnasium in Neckarbischofsheim jahrelang zusammengearbeitet. Er hat die Theatermusik für meine Theaterstücke geschrieben und mit den Schülern einstudiert. Friedemann hat mit Holly auch schon viele literarische Programme zu einzelnen Dichtern (Jandl, Kästner, Heine) gestaltet und aufgeführt. Mika Barton haben wir gezielt zufällig getroffen, denn Renate (Vorsitzende Stadtteilverein Boxberg, die Red.) machte uns vor drei Jahren miteinander bekannt, mit dem Ziel, dass wir etwas für den Boxberg erarbeiten sollten, und wir planten spontan unser erstes Programm: einen Brechtabend, der im Januar 2023 zur Aufführung kam.
Wie kamt ihr auf die Idee, etwas zum Thema Alter aufzuführen?
Ich hatte die Idee, das Thema Älterwerden humoristisch anzugehen, da Friedemann, Holly und ich ja mittlerweile im Rentenalter sind und der Zahn der Zeit an uns nagt! Ich wollte ein ernst-amüsantes, aber nie larmoyantes Bild auf das Älterwerden zeigen und viele interessante Texte und Lieder verwenden.
Wie habt ihr zusammen daran gearbeitet?
Zunächst hat jeder seine Lieblingstexte und Lieblingslieder der Gruppe vorgestellt. Dann wurde eine Auswahl getroffen, beim nächsten Treffen wurde die Hälfte der Texte durch neue ersetzt, und dieser Prozess setzte sich mehrere Monate fort, bis wir uns auf eine endgültige Fassung einigten. Alle anderen Fassungen hießen „vorläufig endgültige Textfassung“. Am Schluss musste jeder noch einen seiner Lieblingstexte opfern, da die Gesamtdauer nicht 87 Minuten überschreiten darf. Selbst auferlegte Regel!
Lieder wurden teilweise von Holly komponiert, umgeschrieben, angepasst. Den musikalischen Prozess kann ich im Einzelnen nicht beschreiben, aber er war stets kreativ und überraschend. Der Rentner-Rap zum Beispiel hat uns alle fast gekillt, die Idee kam von mir, aber Holly hat sie umgesetzt und so kompliziert gemacht, dass wir regelmäßig rausfliegen. Zum Glück fällt das dem Publikum nicht immer auf!!
Wie lange hat das alles gedauert?
Von Oktober 24 bis März 25, bei fast wöchentlichen Treffen im Hause Püschel. Es ist eine sehr kleinschrittige Arbeit, bei der immer wieder die einzelnen Abschnitte und der Ablauf überprüft werden müssen, um den Rhythmus des Programms optimal zu gestalten. Also, wann kommt ein Lied, was muss nach einem schweren Gedicht kommen… etc. Es war ein demokratischer und kreativer Entscheidungsprozess! Mit viel Freude an den Texten und der Musik!
Was für Erfahrungen habt ihr mit dem Publikum gemacht ?
Das Publikum hat bei beiden Veranstaltungen unser Programm sehr gewürdigt, war einerseits amüsiert, hat aber auch eine gewisse Betroffenheit angesichts der Thematik gezeigt. Wir waren sehr zufrieden mit der Reaktion und der Anzahl der Zuschauer.
Fragen: Karin Weinmann-Abel
Fotos: zg





