Im Laufe der Entwicklung der Menschheit war das Verhältnis zu Tieren immer ein wesentlicher Aspekt. Schon die urzeitlichen Jäger und Sammler beschäftigten sich geistig mit den sie umgebenden Tieren. Dies war Anlass des Kulturkreis Emmertsgrund-Boxberg seinen 14. Poetischen Abend am 10. Oktober 2025 unter das Motto „Mensch und Tier“ zu stellen, der von Dr. Enno Krüger moderiert wurde.
Zehn Bewohnerinnen und Bewohner der beiden Bergstadtteile trugen von ihnen ausgewählte Texte in ihrer Muttersprache und gegebenenfalls der deutschen Übersetzung vor.
Hissam Al-Deen (Irak) zitierte Zeilen aus dem Werk des arabische Dichters Umru´u Alquis, dem ‚Vater der arabischen Dichtkunst‘, indem dieser sein Pferd preist. Nadia Ghullam (Aghanistan) trug ein kurzes Gedicht des Dichters Ali Ghullam vor, in dem dieser über das spannungsreiche Verhältnis zwischen Mensch und Tier nachdenkt.
In der Fabel „Der Rabe und der Fuchs“ von Jean de La Fontaine, die Renate Marzolff auswählte, wurde deutlich, wie die Erzählungen mit Tieren in viele Kulturen als Beispiel für menschliches Verhalten verwendet wurden und werden. Das war auch das Thema von der Versdichtung „Reineke Fuchs“ von Johann Wolfgang von Goethe aus der Doris Koepfle einen Auschnitt vortrug. Den deutschen Abschnitt des Abends schloss Michael Barton mit dem Gedicht „Der Panther“ von Rainer Maria Rilke ab.
Als englischsprachigen Beitrag steuerte Pamela Davies-Haas (Kanada) das Gedicht „The Blind Men and the Elephant“ von John Godfrey Saxe nach einem indischen Volksmärchen bei, in dem mehrere blinde Männer, je nachdem, welche Körperteile des Elefants sie betasteten, dem Tier verschieden Eigenschaften und Gestalt zuwiesen. Miriam Acevedo-Fiebig (Chile) hatte das Gedicht „Entre Mirades“ („Zwischen den Blicken“) mitgebracht, das die wortlose Interaktion zwischen Mensch und Tier in kondensierter Form zu beschreiben versuchte. Jelena Kaplunova (Lettland) brachte das russischsprachige Gedicht mit dem deutschen Titel „Gib mir deine Pfote, Djim, sie bringt mir Glück“ von Sergei A. Jessenin zum Vortrag, in dem ein Hund dem Verliebten Glück bringen soll. In dem Gedicht „La moscas“ von Antonio Machado, das Sara Urabayen (Baskenland) ausgewählt hatte, drückt der Dichter aus, dass Fliegen nicht nur lästig sind, sondern auch in der Stille der Mittagshitze für ein Zeichen von Lebendigkeit darstelle. Den Abschluss bildete Waldemar Schäfer (Kasachstan), der aus seinem autobiographischen Werk Texte vortrug, die seine Erfahrungen widerspiegelten, als er als Jugendlicher an der Jagd in den Steppen von Kasachstan auf Steppen-Antilopen teilnahm und erschütterter Zeuge eines mitleidlosen, teilweise sinnlosen Tiermassakers wurde.
Der Abend wurde musikalisch umrahmt von Peter Hammacher, der kleine Musikstücke ausgewählt hatte, deren tierischer Bezug von den Zuhörern erraten werden sollte.
(Text und Foto: Ansgar Hofmann)




